Hört auf, Arbeit 4.0 Theater zu spielen

Holacracy, Tribe, Squad, Teal, remote work… an den fancy Buzzwords rundhum die Frage „wie organisieren wir Arbeit effizient“ mangelt es definitiv nicht. Entsprechende Bücher dekorieren die Schreibtische der Manager, die Armee von Consultants streift durch’s Lande… doch die Realität zeigt (noch) ein anderes Bild:

„Die Arbeitsformen sind eher traditionell: 70% der befragten Unternehmen melden, dass sie kein mobiles Arbeiten ermöglichen und 52% erlauben kein Arbeiten im Home Office. Selbst Arbeit im Team gibt es in 27% der Unternehmen nicht und Entscheidungen werden in mehr als 80% der Unternehmen grösstenteils nicht an die Mitarbeitenden delegiert.“ So die Zahlen der neuen Digitalisierungsstudie der ETHZ.

Ja, die Schweiz spielt punkto Modernisierung der Arbeit im internationalen Vergleich ganz vorne mit. Doch die Diskrepanz zwischen dem, was gemacht wird und dem, was möglich wäre, ist enorm! Dabei wären effizienz- (und zufriedenheits-) steigernde Massnahmen ziemlich einfach umzusetzen. Stellen Sie sich nur mal vor, wenn nur schon die Hälfte aller Entscheidungen bei den Mitarbeitenden, den Fachexperten, selbst liegen würde? Dafür sind sie ja eigentlich angestellt, weil sie Experten auf einem spezifischen Gebiet sind.

Was hindert uns also trotz besseren Wissens daran, das Potenzial neuer Arbeits- und Führungsformen auszuschöpfen? Es ist dieselbe Emotion, die schon im Steinzeitalter natürliche Entwicklungsprozesse unterbunden hat: Angst. Die Angst vor dem Verlust von Kontrolle, die Angst vor dem sich einlassen auf etwas Neues. Das ist alter Wein in… alten Schläuchen. Einer der ältesten Antriebe menschlichen Verhaltens, direkt entsprungen in unserem limbischen System.

Was kann man Angst entgegen halten? Auch da alter Wein: Vertrauen! Damit meine ich aber in erster Linie Vertrauen in sich selbst. Denn aus wirklichem und nicht oberflächlichen Selbstvertrauen ensteht wie von selbst das Vertrauen in die Mitmenschen und in die Mitarbeitenden. Jede/r, der/die sich im Innovations- oder OE Umfeld bewegt oder den Mut hat, ernsthaft mit Netzwerkorganisation zu arbeiten, weiss, dass es einiges an innerem Halt braucht, um sich immer wieder auf Unsicherheiten und Ungewohntes einzulassen. „Vertrauenskultur & vertrauensbildende Massnahmen“ sagt man oft. Richtig, aber in erster Linie sich selbst gegenüber.

Manche sind wohl beim Titel dieses Textes aufmerksam geworden. Ja, der ist mit Absicht in Anlehnung an JP Hagmann’s Buchtitel „Hört auf Innovationstheater zu spielen“ (übrigens ein super Buch!). Denn nicht nur bei der Innovation, auch bei der modernen Arbeit generell, kann man viel Theater sein lassen und mit wenigen „Gratis-Massnahmen“ sehr viel erreichen: Vertrauen in sich und andere stärken, Offenheit und Transparenz fördern…

Autor: Dino Beerli | Design Thinker & Facilitator für „sinnvolle“ Innovation | Linkedin | Superloop Innovation